Samstag, 17. September 2011

ELEKTRO WILLI UND SOHN, DIAMANTEN, CD, 2008


Elektro Willi und Sohn betreiben seit Generationen einen kleinen Waschmaschinenladen in Aachen. Es ist allerdings ein Trauerspiel, seit niemand mehr bereit ist, einen anständigen Preis für solide weiße Ware zu zahlen. Bereits Ende 2005 mündete die Rezession auf dem Waschmaschinenmarkt in einen ausgewachsenen Familienzwist. Die Überlegung stand im Raum: Waschmaschinengeschäft ganz aufgeben? Wir-AG aufmachen? Über Mutter Willi einen dicken Kredit aufnehmen oder aber: neue Geldquelle auftun? Letzteres ergab sich im Rahmen eines kleinen aber sehr inspirierenden Auftrittes im Hamburger Golden Pudel Club. Statt der erwarteten Millionen gab es Freibier und unmoralische Angebote, aber auch davon konnte das Team um Vater Willi einige Wochen zehren.
Zudem konnten durch den Erlös der ersten Singles zumindest wieder Weihnachtsgeschenke für die nicht gerade anspruchslose Mutter Willi angezahlt werden und als völlig unerwarteter Nebeneffekt pilgerten, siehe da, auch wieder etliche Schaulustige durch die angestaubten Geschäftsräume ...
Ende 2007: Das Damoklesschwert jahrelanger Konjunkturflaute schwebte wieder einmal bedrohlicher denn je über dem kleinen Ladenlokal in der Jülicher Straße. Und auch der Quell der Plattenindustrie, letzter, dünner Strohhalm der kleinen Familie, drohte nun gänzlich zu versiegen. Da ergab es sich, dass ein Onkel der Willi-Dynastie unter Tränen sein Fahrgeschäft auf dem stadtbekannten Jahrmarkt „Öcher Bend“ aufgrund eines chronischen Bandscheibenleidens aufgeben musste. Willis Sohn, als einem der cleversten seines Schlages, kam sofort die zündende Idee: man wolle, zumindest vorübergehend, in die Schaustellerei hinüberwechseln, denn nur so könne man drei Fliegen mit einer Klappe schlagen, nämlich, neben dem Fahrbetrieb und der Sicherung der Erbfolge, die eigenen Hits rauf und runter spielen und dadurch, quasi im Sinne eines sich selbst perpetuierenden Mechanismus, bei der GEMA kräftigst abkassieren, jung und alt begeistern und sich all die verlorenen geglaubten Bohlen-Millionen wieder selbst zuschustern. 
Frühjahr 2008: Der Sohn sollte Recht behalten. Wie ein Märchen verkauft sich die neue Platte des Duo Infernale nicht nur in Aachen, an fremdsprachigen Übersetzungen wird gefeilt, eine Rose wurde nach dem Sohn in „Diamant Klaus“ umbenannt.
Die „Autoscooter“ Single wurde im Grand Prix gecovert und auch die weiblichen Fans nennen ihre Söhne wieder beim Vornamen: „Willi“.


Sind es die Themen, die jeder kennt („Das Knacken in der Rille“) oder die noch keiner kennt („Duftbüttel“), der vermeintliche Gegensatz von vulgären und wertvollen Inhaltsstoffen, welche die Jungfrauen zum Erröten, die lendenschwachen, prostatagepeinigten Altherrentanztees zum Überschäumen bringen?
Man weiß es nicht und vermutlich wird genau dies auf immer „das Geheimnis“ von Elektro Willi und seinem verzogenen Ziehsohn bleiben.
Songs wie"Deborah", "Töne In Meinem Haar" oder "Der Abgesang" grooven wie Sau und lassen den Hörer nicht ruhen.
Die ELEKTRO WILLI UND SOHN CD "Diamanten", mit den sensationellen Melodien und Texten, werden den richtigen Fan ein ganzes Leben lang begleiten.
Am 10. Oktober 2011 erscheint auf Vinyl, wieder über das Modul 8 Label, die ELEKTRO WILLI UND SOHN 5-Track EP "Sauna Suit".
Mit dem erhofften Erlös der neuen schwarzen Scheibe erfofft Vater Willi längst nötige Renovierungsarbeiten in seinem Laden durchführen zu können oder endlich die ausstehende Wasserrechnung der Stadtwerke begleichen zu können, die durch das übermässige Testen der Waschmaschinen in den letzten Jahren im 5 stelligen Bereich liegt.

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